Interessiert oder kritisch?

Anthroposophie besser verstehen

Anthroposophie ist eine ganzheitliche Freiheitsphilosophie und fordert ein individuelles Verständnis der Welt. Sie fördert eine menschliche Beziehungsethik sowie eine globale und soziale Verantwortung. Im digitalen Zeitalter stehen wir vor der Herausforderung, Steiners komplexe Ideen verständlich und zugänglich zu kommunizieren.

Anthroposophie von A-Z

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Anthroposophie besser verstehen

Anthroposophie ist eine ganzheitliche Freiheitsphilosophie und fordert ein individuelles Verständnis der Welt. Sie fördert eine menschliche Beziehungsethik sowie eine globale und soziale Verantwortung. Im digitalen Zeitalter stehen wir vor der Herausforderung, Steiners komplexe Ideen verständlich und zugänglich zu kommunizieren.

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2025 Steiner Festjahr

Feiern Sie mit uns

Wir laden Sie herzlich ein, anlässlich des 100. Todesjahrs von Rudolf Steiner, Steiner und die Anthroposophie neu zu entdecken. Vom 28. bis 30. März feiern wir das Jubiläum auf dem Schlossplatz in Stuttgart. Es erwarten Sie viele Zelte mit spannenden Themen und ein großartiges Kulturprogramm.
Die Themen reichen von nachhaltiger Landwirtschaft über ganzheitliche Bildung bis hin zu einer gesundheitsfördernden Lebensweise. Auch die Philosophie Steiners sowie der kritische Umgang mit seinem Werk sind Bestandteil der Feststage.
Im Rahmen des Festjahres finden außerdem viele weitere Events in ganz Deutschland statt, zu denen wir Sie herzlich einladen.

Steiner Jubiläum Stuttgart
Festjahr-Events

2025 Steiner Festjahr

Feiern Sie mit uns

Wir laden Sie herzlich ein, anlässlich des 100. Todesjahrs von Rudolf Steiner, Steiner und die Anthroposophie neu zu entdecken. Vom 28. bis 30. März feiern wir das Jubiläum auf dem Schlossplatz in Stuttgart. Es erwarten sie 17 Zelte mit spannenden Themen und ein großartiges Kulturprogramm.
Die Themen reichen von nachhaltiger Landwirtschaft über ganzheitliche Bildung bis hin zu einer gesundheitsfördernden Lebensweise. Auch die Philosophie Steiners sowie der kritische Umgang mit seinem Werk sind Bestandteil der Feststage.
Im Rahmen des Festjahres finden außerdem viele weitere Events in ganz Deutschland statt, zu denen wir Sie herzlich einladen.

Steiner Jubiläum Stuttgart
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Anthroposophie

Im Fokus der Anthroposophie steht: Die individuelle Fähigkeit, die Welt zu verstehen, sich den gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen und eigenverantwortlich zu handeln.

Anthroposophie

Im Fokus der Anthroposophie steht: Die individuelle Fähigkeit, die Welt zu verstehen, sich den gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen und eigenverantwortlich zu handeln.

Interessiert

Klingt spannend!

Waldorfschulen, Demeter-Lebensmittel oder Produkte von Weleda gefallen Ihnen und Sie möchten mehr über die philosophischen Grundlagen und Themen erfahren?

Unsere Themen

Kritisch

Noch Fragen?

Sie haben kritische Beiträge über Anthroposophie gesehen, fragwürdige Erfahrungen gemacht und möchten einige Fragen beantwortet haben?

Unsere FAQ's

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Leben in der Liebe zum Handeln und Leben-lassen im Verständnis des fremden Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen.

— Rudolf Steiner

Leben in der Liebe zum Handeln und Leben-lassen im Verständnis des fremden Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen.

— Rudolf Steiner

Wer wirsind

Die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland versteht sich als Herz der Anthroposophischen Bewegung. Sie ist ein Zusammenschluss von Menschen, die sich mit anthroposophischen Ideen und der Praxis auseinandersetzen.

Wofür wirstehen

Als Gesellschaft haben wir die Verpflichtung, die Anthroposophie immer neu zu befragen und zu interpretieren – schon gar nach 100 Jahren ihrer Existenz. 

Unsere Verantwortung

Auf dieser Website stellen wir Ihnen das weite Feld der Anthroposophie vor, von der spirituellen Erkenntnisbewegung bis zur angewandten Anthroposophie.

Wer wir sind

Die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland versteht sich als Herz der Anthroposophischen Bewegung. Sie ist ein Zusammenschluss von Menschen, die sich mit anthroposophischen Ideen und der Praxis auseinandersetzen.

Wofür wir stehen

Als Gesellschaft haben wir die Verpflichtung, die Anthroposophie immer neu zu befragen und zu interpretieren – schon gar nach 100 Jahren ihrer Existenz. 

Unsere Verantwortung

Auf dieser Website stellen wir Ihnen das weite Feld der Anthroposophie vor, von der spirituellen Erkenntnisbewegung bis zur angewandten Anthroposophie.

FAQ

Entdecken Sie Antworten auf Fragen rund um Kontroversen, die Philosophie hinter der Eurythmie, und die Unterschiede zwischen Anthroposophie und Theosophie. Unser Ziel ist es, Licht in die vielschichtige Welt der Anthroposophie und Steiners Werk zu bringen – für Neugierige, Kenner und Kritiker gleichermaßen.

Das ist eine der am häufigsten eingegebenen Suchanfragen zur Anthroposophie im Internet. Aber sie führt auf eine falsche Spur. Jedenfalls versteht sich die Anthroposophie nicht als Glaube im Sinne von Religionen. Rudolf Steiner nannte sie vielmehr eine „Erkenntnisbewegung“. Er war überzeugt, dass die Menschheit in eine Phase eingetreten ist, in der die Menschen nicht mehr nur gegebenen Offenbarungen folgen sollten, sondern zu eigenem Erkennen aufgerufen sind. Man könnte sagen: Im Bereich der Naturwissenschaften befolgt die Menschheit genau dies schon seit einigen hundert Jahren, jetzt sollte die Forschung weitergehen und tiefere, „geistige“ Dimensionen der Wirklichkeit erreichen.

Natürlich stecken darin schwierigste Fragen. Zunächst die, ob der Mensch das überhaupt kann. Immanuel Kant meinte Nein, Steiner sagt Ja. Jedenfalls grundsätzlich, in weiteren, sehr langen Zeiträumen.

Und was ist mit den von Steiner selbst mitgeteilten Erkenntnissen, die bis in tiefste Dimensionen reichen? Ist das nicht im Grunde auch wieder eine Offenbarung, die von seiner Anhängerschaft seit hundert Jahren brav umkreist und rekapituliert wird?

Steiner sah das Problem. Daher sein ständiger Hinweis, in der Anthroposophie gehe es nicht um etwas Fertiges, einen festen Bestand an Einsichten, sondern um das Eintreten in eine eigene Erkenntnisbewegung. Manche, sagt er einmal, eigneten sich beim Lesen seiner Bücher zwar neue Begriffe an, aber der geistige Prozess sei der gleiche, wie wenn sie ein Kochbuch läsen. Insofern: Ein Verständnis von Anthroposophie zeigt sich wohl weniger in einem routinierten Sprechen über höhere geistige Sphären als im Bemühen, Mensch und Welt in einer behutsamen, erkennenden Haltung zu begegnen.

Das kann man so sagen. Der Anstoß kam aber von dem mit ihm befreundeten Stuttgarter Fabrikdirektor Emil Molt. Er bat Steiner 1919, für die Arbeiterkinder seiner Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik eine Schule nach den pädagogischen Prinzipien der Anthroposophie einzurichten. Es war die erste Gesamtschule in Deutschland, in der Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet wurden – das Vorbild aller späteren „Waldorfschulen“. In Deutschland gibt es heute etwa 250, weltweit gut 1200.

An Waldorfschulen können alle üblichen staatlichen Abschlüsse abgelegt werden. Die Regelschulzeit beträgt meist zwölf Jahre bis zum Waldorf-Abschluss. Auf das Abitur bereiten die meisten Waldorfschulen in einem zusätzlichen 13. Schuljahr vor.

Zunächst einmal ist zu sagen: Weiche, organische, naturnahe Formen in der Architektur waren zu Steiners Zeit nichts Ungewöhnliches. Es war die Epoche des Jugendstils, um 1900 entstanden beispielsweise auch schon die ersten jener reich ornamentierten Gebäude von Antoni Gaudí, die bis heute ein Besuchermagnet in Barcelona sind.

Dennoch stehen die Dinge bei Steiner in ganz anderen Zusammenhängen. Ihm geht es nicht um baulichen Dekor oder symbolische Botschaften und auch nicht um eine Bauweise, die Formen der Natur folgt, in der es, wie oft gesagt wird, keine rechten Winkel gebe. Aber es gibt sie in der Natur sehr wohl – man denke an Kristalle –, und es gibt sie auch in der anthroposophischen Architektur.

Ihr eigentlicher Hintergrund ist ein anderer. Sie versteht sich aus einer Beziehung zu seelischen und geistigen Kräften, die überall im Kosmos und auch im Menschen wirken. Der physische Raum, so Steiner, sei „durchaus nicht eine gleichgültige leere Räumlichkeit, sondern nach allen Richtungen von Kräften durchzogen“. Architektur sei „kristallisierter Raum“. Somit auch, je nach der geistigen Ausrichtung einer Kultur, in unterschiedlicher Weise kristallisiert. Steiner illustrierte das an den völlig unterschiedlichen baulichen Aussagen einer ägyptischen Pyramide, eines griechischen Tempels sowie romanischer und gotischer Bauten.

Entsprechend könne auch heute erstrebt werden, jeden Bau „zur richtigen Umhüllung für dasjenige zu machen, was in ihm gepflegt werden soll“. Das gilt für Zweckbauten – ein Wohnhaus, eine Schule, ein Krankenhaus – und es gilt auch für den Zentralbau auf dem Dornacher Hügel, das Goetheanum. Hier sogar in einer radikal wandelbaren Gestalt, wenn man an den Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Goetheanum denkt. – Steiners überaus anspruchsvolles Verständnis davon, was Architektur leisten solle, hinderte ihn allerdings nicht daran, die Dinge auch mal recht lässig auszudrücken. So nannte er das erste Goetheanum manchmal, echt österreichisch, einen „Gugelhupftopf“, in dem die Anthroposophie „gebacken“ werde, und malte gleich noch das passende Bild dazu.

Rudolf Steiner hielt unsere heutige nüchterne, diesseitig orientierte, sozusagen spiritualitätsferne Zivilisation für eine notwendige Phase in der Menschheitsentwicklung. Während sich die Menschen in früheren Epochen eigentlich überall in der einen oder anderen Form in eine höhere geistig-göttliche Welt integriert fühlten – in ihr geborgen oder auch von ihr bedroht –, musste die Menschheit eines Tages, so Steiner, aus diesem quasi von höheren Mächten betreuten Dasein heraustreten. Wenn man so will, hat Friedrich Nietzsche mit seinem „Gott ist tot“ der alten Welt die Sterbeurkunde ausgestellt. (Steiner besuchte den bereits umnachteten, geistig zerbrochenen Philosophen noch in dessen winzigem Krankenzimmer in Naumburg.)

Und jetzt? Ein bloßes Wiederanknüpfen an die alten Weltbilder hielt Steiner letztlich für unmöglich und sogar für entwicklungsfeindlich. Der Schritt in die Freiheit und Autonomie des modernen Daseins sei unumkehrbar. Aber, so Steiner, was heute noch kaum erkannt werde: Jene geistigen Welten, von denen sich das moderne Bewusstsein abkoppelte, seien durchaus real. Auch wenn sich diese Realitäten etwa mit naturwissenschaftlichen Mitteln nicht erfassen lassen, sind sie, so Steiner, „doch da“. Entsprechend sah er die Zukunftsaufgabe darin, sich an sie ganz neu heranzutasten und heranzuarbeiten, jetzt jedoch im Modus unserer Epoche, also frei und eigenständig.

Aber sind nicht Steiners Aussagen über diese geistigen Realitäten zunächst bloße Behauptungen? Genau. Er hat auch nirgendwo in seinem Riesenwerk dazu aufgefordert, dies (im Stil früherer Epochen) nur zu glauben oder als Offenbarung hinzunehmen. Unter anderem spricht er davon, man möge seine eigenen Mitteilungen als „Arbeitshypothesen“ und „Lebenshypothesen“ betrachten, die es zu prüfen gelte. – Allerdings: Diese Prüfung erfordert Aktivität. Der Mensch muss, um sich jenen Realitäten nähern zu können, überhaupt erst die inneren Voraussetzungen in sich schaffen. Es gelte, so Steiner, „die in der Seele schlummernden höheren Erkenntnisorgane zu entfalten“. Welche innere Arbeit dies bedeutet, hat er in vielen Variationen beleuchtet. Aus den bequemen Sesseln des heute gängigen Bewusstseins wird in der Tat nichts davon in Sichtweite kommen.

Im Grunde sah Steiner darin die Entscheidungsfrage der Menschheit: Ist der Wille da, sich der Wirklichkeit in all ihren Dimensionen neu und unvoreingenommen zu stellen, oder weist man das in einer Art Hochmut zurück, ganz gefangen in den scheinbar so überlegenen neuzeitlichen Denkweisen? Diese bescherten der Menschheit in der Tat glänzende Erfolge, sie sind aber – wenn Steiner Recht hat – gewissermaßen stumpf und untauglich, sobald es um die nicht-materielle, unsichtbare, geistige Seite der Wirklichkeit geht. Steiners ganze „Geisteswissenschaft“ ist im Kern nichts anderes als der Versuch, auf eine zeitgemäße Weise ein volleres Weltverständnis zu erreichen. Es sei die große Forderung der Zeit, „nun eine Kultur zu begründen, die mit dem rechnet, was hinter dem Sinnesschleier liegt“.

Darin sah Steiner keinen philosophischen Luxus, sondern eine Überlebensnotwendigkeit. Jedenfalls werde die Menschheit, wenn sie weiterhin mit einem so verkürzten Weltbild und entsprechend unzulänglichen, weltfremden „Programmen“ operiere, von einer Katastrophe in die nächste taumeln.

Eigentlich, so könnte man interpretieren, hat die Menschheit bislang nur die Hälfte der neuzeitlichen Aufgabe hinbekommen: den Abschied aus der einstigen Anlehnung an höhere geistig-göttliche Mächte. Die Verantwortung dagegen, die mit diesem Schritt auf sie zukommt, hat sie nicht wirklich übernommen. Diese Verantwortung könnte auch nur – das ist eben die Signatur der Epoche – in freier Entscheidung übernommen werden. Was durchaus auch düstere Optionen offenlässt: „Alles, was in Zukunft geschehen kann, ist in gewissem Grade in den Willen der Menschheit gestellt, so dass die Menschen auch verfehlen können, was zu ihrem Heile ist.“ An anderen Stellen klingt Steiner zuversichtlicher und betont, ein tieferes Weltverständnis werde sich – letztlich – doch mit innerer Notwendigkeit durchsetzen. Selbst „durch die engsten Spalten der Felsen von Vorurteilen“ werde die Wahrheit ihren Weg finden.

Zunächst einmal sind damit nicht primär die Geisteswissenschaften an unseren Universitäten gemeint, also die Fächergruppe, die im angelsächsischen Raum, wohl treffender, humanities heißt.
Bei Steiner bedeutet Geisteswissenschaft (im Singular), auch den Teil der Wirklichkeit in den Blick zu nehmen, der nicht ohne Weiteres mit äußeren Methoden, etwa experimentell, greifbar ist. Er nannte es die „geistige Welt“, und er sah die sichtbare Welt als Offenbarung jener unsichtbaren geistigen Wirklichkeiten.

Steiner wurde und wird oft dafür kritisiert, auch in diesem Bereich von Wissenschaft zu sprechen, der heute meist als bloßes Feld des Glaubens gilt. Ihm kam es aber darauf an zu zeigen, dass der Mensch auch in geistigen Räumen methodisch vorgehen und zu so klaren Einsichten gelangen kann wie etwa in der – ebenfalls nicht greifbaren – Mathematik. Das wirft, kein Zweifel, große erkenntnistheoretische Fragen auf.

FAQ

Entdecken Sie Antworten auf Fragen rund um Kontroversen, die Philosophie hinter der Eurythmie, und die Unterschiede zwischen Anthroposophie und Theosophie. Unser Ziel ist es, Licht in die vielschichtige Welt der Anthroposophie und Steiners Werk zu bringen – für Neugierige, Kenner und Kritiker gleichermaßen.

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Das ist eine der am häufigsten eingegebenen Suchanfragen zur Anthroposophie im Internet. Aber sie führt auf eine falsche Spur. Jedenfalls versteht sich die Anthroposophie nicht als Glaube im Sinne von Religionen. Rudolf Steiner nannte sie vielmehr eine „Erkenntnisbewegung“. Er war überzeugt, dass die Menschheit in eine Phase eingetreten ist, in der die Menschen nicht mehr nur gegebenen Offenbarungen folgen sollten, sondern zu eigenem Erkennen aufgerufen sind. Man könnte sagen: Im Bereich der Naturwissenschaften befolgt die Menschheit genau dies schon seit einigen hundert Jahren, jetzt sollte die Forschung weitergehen und tiefere, „geistige“ Dimensionen der Wirklichkeit erreichen.

Natürlich stecken darin schwierigste Fragen. Zunächst die, ob der Mensch das überhaupt kann. Immanuel Kant meinte Nein, Steiner sagt Ja. Jedenfalls grundsätzlich, in weiteren, sehr langen Zeiträumen.

Und was ist mit den von Steiner selbst mitgeteilten Erkenntnissen, die bis in tiefste Dimensionen reichen? Ist das nicht im Grunde auch wieder eine Offenbarung, die von seiner Anhängerschaft seit hundert Jahren brav umkreist und rekapituliert wird?

Steiner sah das Problem. Daher sein ständiger Hinweis, in der Anthroposophie gehe es nicht um etwas Fertiges, einen festen Bestand an Einsichten, sondern um das Eintreten in eine eigene Erkenntnisbewegung. Manche, sagt er einmal, eigneten sich beim Lesen seiner Bücher zwar neue Begriffe an, aber der geistige Prozess sei der gleiche, wie wenn sie ein Kochbuch läsen. Insofern: Ein Verständnis von Anthroposophie zeigt sich wohl weniger in einem routinierten Sprechen über höhere geistige Sphären als im Bemühen, Mensch und Welt in einer behutsamen, erkennenden Haltung zu begegnen.

Das kann man so sagen. Der Anstoß kam aber von dem mit ihm befreundeten Stuttgarter Fabrikdirektor Emil Molt. Er bat Steiner 1919, für die Arbeiterkinder seiner Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik eine Schule nach den pädagogischen Prinzipien der Anthroposophie einzurichten. Es war die erste Gesamtschule in Deutschland, in der Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet wurden – das Vorbild aller späteren „Waldorfschulen“. In Deutschland gibt es heute etwa 250, weltweit gut 1200.

An Waldorfschulen können alle üblichen staatlichen Abschlüsse abgelegt werden. Die Regelschulzeit beträgt meist zwölf Jahre bis zum Waldorf-Abschluss. Auf das Abitur bereiten die meisten Waldorfschulen in einem zusätzlichen 13. Schuljahr vor.

Zunächst einmal ist zu sagen: Weiche, organische, naturnahe Formen in der Architektur waren zu Steiners Zeit nichts Ungewöhnliches. Es war die Epoche des Jugendstils, um 1900 entstanden beispielsweise auch schon die ersten jener reich ornamentierten Gebäude von Antoni Gaudí, die bis heute ein Besuchermagnet in Barcelona sind.
Dennoch stehen die Dinge bei Steiner in ganz anderen Zusammenhängen. Ihm geht es nicht um baulichen Dekor oder symbolische Botschaften und auch nicht um eine Bauweise, die Formen der Natur folgt, in der es, wie oft gesagt wird, keine rechten Winkel gebe. Aber es gibt sie in der Natur sehr wohl – man denke an Kristalle –, und es gibt sie auch in der anthroposophischen Architektur.

Ihr eigentlicher Hintergrund ist ein anderer. Sie versteht sich aus einer Beziehung zu seelischen und geistigen Kräften, die überall im Kosmos und auch im Menschen wirken. Der physische Raum, so Steiner, sei „durchaus nicht eine gleichgültige leere Räumlichkeit, sondern nach allen Richtungen von Kräften durchzogen“.

Rudolf Steiner hielt unsere heutige nüchterne, diesseitig orientierte, sozusagen spiritualitätsferne Zivilisation für eine notwendige Phase in der Menschheitsentwicklung. Während sich die Menschen in früheren Epochen eigentlich überall in der einen oder anderen Form in eine höhere geistig-göttliche Welt integriert fühlten – in ihr geborgen oder auch von ihr bedroht –, musste die Menschheit eines Tages, so Steiner, aus diesem quasi von höheren Mächten betreuten Dasein heraustreten. Wenn man so will, hat Friedrich Nietzsche mit seinem „Gott ist tot“ der alten Welt die Sterbeurkunde ausgestellt. (Steiner besuchte den bereits umnachteten, geistig zerbrochenen Philosophen noch in dessen winzigem Krankenzimmer in Naumburg.)

Und jetzt? Ein bloßes Wiederanknüpfen an die alten Weltbilder hielt Steiner letztlich für unmöglich und sogar für entwicklungsfeindlich. Der Schritt in die Freiheit und Autonomie des modernen Daseins sei unumkehrbar. Aber, so Steiner, was heute noch kaum erkannt werde: Jene geistigen Welten, von denen sich das moderne Bewusstsein abkoppelte, seien durchaus real. Auch wenn sich diese Realitäten etwa mit naturwissenschaftlichen Mitteln nicht erfassen lassen, sind sie, so Steiner, „doch da“. Entsprechend sah er die Zukunftsaufgabe darin, sich an sie ganz neu heranzutasten und heranzuarbeiten, jetzt jedoch im Modus unserer Epoche, also frei und eigenständig.

Aber sind nicht Steiners Aussagen über diese geistigen Realitäten zunächst bloße Behauptungen? Genau. Er hat auch nirgendwo in seinem Riesenwerk dazu aufgefordert, dies (im Stil früherer Epochen) nur zu glauben oder als Offenbarung hinzunehmen. Unter anderem spricht er davon, man möge seine eigenen Mitteilungen als „Arbeitshypothesen“ und „Lebenshypothesen“ betrachten, die es zu prüfen gelte. – Allerdings: Diese Prüfung erfordert Aktivität. Der Mensch muss, um sich jenen Realitäten nähern zu können, überhaupt erst die inneren Voraussetzungen in sich schaffen. Es gelte, so Steiner, „die in der Seele schlummernden höheren Erkenntnisorgane zu entfalten“. Welche innere Arbeit dies bedeutet, hat er in vielen Variationen beleuchtet. Aus den bequemen Sesseln des heute gängigen Bewusstseins wird in der Tat nichts davon in Sichtweite kommen.

Im Grunde sah Steiner darin die Entscheidungsfrage der Menschheit: Ist der Wille da, sich der Wirklichkeit in all ihren Dimensionen neu und unvoreingenommen zu stellen, oder weist man das in einer Art Hochmut zurück, ganz gefangen in den scheinbar so überlegenen neuzeitlichen Denkweisen? Diese bescherten der Menschheit in der Tat glänzende Erfolge, sie sind aber – wenn Steiner Recht hat – gewissermaßen stumpf und untauglich, sobald es um die nicht-materielle, unsichtbare, geistige Seite der Wirklichkeit geht. Steiners ganze „Geisteswissenschaft“ ist im Kern nichts anderes als der Versuch, auf eine zeitgemäße Weise ein volleres Weltverständnis zu erreichen. Es sei die große Forderung der Zeit, „nun eine Kultur zu begründen, die mit dem rechnet, was hinter dem Sinnesschleier liegt“.

Darin sah Steiner keinen philosophischen Luxus, sondern eine Überlebensnotwendigkeit. Jedenfalls werde die Menschheit, wenn sie weiterhin mit einem so verkürzten Weltbild und entsprechend unzulänglichen, weltfremden „Programmen“ operiere, von einer Katastrophe in die nächste taumeln.

Eigentlich, so könnte man interpretieren, hat die Menschheit bislang nur die Hälfte der neuzeitlichen Aufgabe hinbekommen: den Abschied aus der einstigen Anlehnung an höhere geistig-göttliche Mächte. Die Verantwortung dagegen, die mit diesem Schritt auf sie zukommt, hat sie nicht wirklich übernommen. Diese Verantwortung könnte auch nur – das ist eben die Signatur der Epoche – in freier Entscheidung übernommen werden. Was durchaus auch düstere Optionen offenlässt: „Alles, was in Zukunft geschehen kann, ist in gewissem Grade in den Willen der Menschheit gestellt, so dass die Menschen auch verfehlen können, was zu ihrem Heile ist.“ An anderen Stellen klingt Steiner zuversichtlicher und betont, ein tieferes Weltverständnis werde sich – letztlich – doch mit innerer Notwendigkeit durchsetzen. Selbst „durch die engsten Spalten der Felsen von Vorurteilen“ werde die Wahrheit ihren Weg finden.

Zunächst einmal sind damit nicht primär die Geisteswissenschaften an unseren Universitäten gemeint, also die Fächergruppe, die im angelsächsischen Raum, wohl treffender, humanities heißt.
Bei Steiner bedeutet Geisteswissenschaft (im Singular), auch den Teil der Wirklichkeit in den Blick zu nehmen, der nicht ohne Weiteres mit äußeren Methoden, etwa experimentell, greifbar ist. Er nannte es die „geistige Welt“, und er sah die sichtbare Welt als Offenbarung jener unsichtbaren geistigen Wirklichkeiten.

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Anthroposophische Begriffe von A-Z

Entdecken Sie die Welt der Anthroposophie: Eine Auswahl ungewöhnlicher Ideen, Fachbegriffe und -ausdrücke, die Kennern geläufig, und vielen rätselhaft sind. Eine Einführungstour.

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Erkunden Sie Praxisfelder der Anthroposophie und ihre ideellen Grundlagen, wie beispielsweise die Idee der „landwirtschaftlichen Individualität“. Wir skizzieren Themen und leiten Sie zu führenden Verbänden, Organisationen und Unternehmen, die die anthroposophische Bewegung weltweit prägen.

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Was geht in der vielseitigen anthroposophischen Bewegung vor sich? Hier finden Sie eine Auswahl an Informationen und Nachrichten aus dem Umfeld der Anthroposophie, Waldorfschulen, Demeter & Co.

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